#17 Drei Dinge, die ich in der Malerei über Change Prozesse gelernt habe

Haben Sie auch manchmal das Gefühl, dass Sie sich und Ihr Business täglich neu erfinden müssen? Hier eine neue Strategie aus dem Hut zaubern, dort neue agile Methoden einsetzen und am besten schon gestern wissen, was morgen zu tun ist?

So habe ich mich oft als Künstlerin gefühlt – voller Schöpferkraft, aber gleichzeitig auch ein wenig verloren in der Welt des Möglichen … Ich lebte und arbeitete eine Zeit lang an der Schnittstelle Kunst-Wirtschaft, leitete ein Atelier, malte Bilder und Auftragswerke und veranstaltete Kunst-Events für die Wirtschaft. Und ich habe dabei sehr viel über mich, das Leben und Veränderung gelernt. Drei Empfehlungen der Künstlerin in mir habe ich Ihnen heute mitgebracht:

1* Der erste Schritt ist entscheidend

Das größte Bild, das ich je gemalt habe, war 3,5mx2,5m groß. Der erste Pinselstrich auf der riesigen weißen Leinwand war aufregend, denn ich hatte absolut keine Ahnung, wie mir dieses Auftragswerk gelingen würde. Ich stand eine Weile vor dem überwältigenden Weiß und dann fing ich einfach an. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch keine Ahnung, wie viele teils beschwerliche Zwischenschritte und Anpassungen ich bis zur Vollendung des Werkes tun würde. Doch der Anfang war getan, der Bann war gebrochen.

Der erste Schritt ist auch bei Change Prozessen oft schwierig – wo anfangen und wo wird das alles hinführen? Es hilft nichts – Sie müssen ihn gehen, um es herauszufinden. Jetzt! Zu beachten wäre, dass die Schritte klein genug sind, dass sie von den Beteiligten auch verstanden und umgesetzt werden können und dennoch so groß, dass sie auch als Veränderung wahrgenommen werden!

2* Lernen Sie, Chaos zu lieben

Ich hatte manchmal einen sehr temperamentvollen Malstil und da konnte es passieren, dass ich ein halbfertiges Bild betrachtete und es grottenhässlich fand. Zu Beginn meiner Malerei litt ich in diesen Momenten, weil ich etwas „Hübsches“ produzieren wollte. Doch hübsch ist kein Qualitätskriterium für Kunst, schon gar nicht mitten im Malprozess. Hier darf es auch einmal unansehnlich werden, um schlussendlich zu einem interessanten Ergebnis zu kommen.

Leider gibt es auch hier eine Analogie zu einem Change Prozess – nämlich den Moment, wo das Alte sich schon verabschiedet und das Neue noch nicht wirkt. Reines Chaos! Dies ist oft der Zeitpunkt, wo der Auftraggeber in einem Change Projekt sagt: Warum tue ich mir das eigentlich an? Ich habe keine Lust mehr, mir ist das alles zu viel … Die gute Nachricht ist: Es geht vorbei. Die schlechte Nachricht ist: Das müssen Sie leider aushalten, wenn Sie wirklich etwas verändern wollen. Nachhaltige Veränderung braucht zwischendurch etwas Chaos und Irritation, sonst liegt die Vermutung nahe, dass es sich um rein ‚kosmetische‘ Veränderungen handelt.

3* Kommen Sie zu einem Ende

Bei einem Bild ist es oft schwierig, den Zeitpunkt zu erwischen, wo es ‚fertig‘ ist. Man tüftelt manchmal ewig an etwas herum, was seinen Höhepunkt bereits überschritten hat. Einer meiner Mal-Lehrer intervenierte einmal heftig, als ich ein aus meiner Sicht unfertiges Bild weiter bearbeiten wollte: Stopp, Mira – lass es BITTE gut sein! Das Bild wurde kurz danach zu einem super Preis verkauft, weil es genau richtig war!

Bei Change Projekten besteht ebenfalls die Gefahr, dass man vor lauter Perfektion in der Vorbereitung und Planung nicht in die Umsetzung kommt. Natürlich ist es gut, neue Formen der Zusammenarbeit oder neue Strategien im Kleinen zu erproben, doch irgendwann kommt der Zeitpunkt, wo die Masse in Bewegung kommen und das Neue mutig ausgerollt werden sollte …

Das war ein kleiner Ausflug in meine Künstlerwelt – mehr Geschichten und Empfehlungen finden Sie in meinem Buch ‚Emotionales Change Management‘, zu beziehen im Springer Verlag:
https://www.springer.com/de/book/9783662622100

Wenn Sie Fragen dazu haben, nehmen Sie gerne mit mir Kontakt auf.