#13 Kontakt & Kohle – Wirtschaften mit Hirn & Herz

Als ich vor mittlerweile 20 Jahren meine erste Systemische Ausbildung begann, sollten wir unsere Erwartungen an die Ausbildung auf ein Flipchart malen. Auf dem Bild sehen Sie das Ergebnis! Ich befand mich zum damaligen Zeitpunkt sehr auf der „blauen“ Seite und definierte mich fast ausschließlich über Leistung und finanziellen Erfolg. Persönliche Beziehungen mussten oft warten und der Erfolg meines Unternehmens stand an oberster Stelle. Allerdings hatte ich trotz meiner Jugend bereits chronische Magenschmerzen und mir schwante, dass es neben guten Zahlen und Arbeiten am Wochenende auch noch etwas anderes geben könnte … irgendetwas, das mit dem Herzen zu tun hatte und das wollte ich erforschen.

Ich denke, dass diese zwei einfachen Symbole viel darüber sagen, was Führungskräfte in der Wirtschaft heute bewegt – auf der einen Seite das intelligente Wesen Mensch mit all seinem Wissen, den technischen Errungenschaften, der Fähigkeit, weltweit Geschäfte zu machen und dem durchaus berechtigtem Streben nach Erfolg und „Kohle“. Und auf der anderen Seite der Mensch als Teil der Natur (erinnern Sie sich?) mit seinen gewaltigen intuitiven und schöpferischen Fähigkeiten, der natürlichen Bereitschaft zu Geburt, Wachstum und Veränderung, aber auch mit dem Bedürfnis nach einer angenehmen Umwelt und sozialem Kontakt.

Wie geht das zusammen?

Menschen, die sich gerne um soziale und nachhaltige Werte in der Wirtschaft kümmern, sind oft bescheiden. Und gilt auch der Umkehrschluss – Menschen, die sehr profitorientiert sind, interessieren sich kaum für dieses „soziale Gedöns“? Ich will das nicht glauben. Zu oft habe ich in Change Projekten und auch als Unternehmerin erlebt, dass finanzieller Erfolg und freudvolle Zusammenarbeit gute Partner sein können. Wenn Hirn und Herz zusammenspielen, ist Vieles möglich. Wenn eines von beidem fehlt, wird es schwierig. Meine Arbeit kann ich z.B. nur mit Hirn UND Herz machen und zur Abrundung noch eine gehörige Portion Hausverstand, um immer am Boden der Tatsachen zu bleiben und nicht zu große Schritte auf einmal zu tun.

Doch das habe ich nicht von heute auf morgen gelernt, sondern in einem ehrlich gesagt mühevollem Prozess. Ich musste lernen, den vielen intellektuellen Konzepten über Change Management eine aufrichtige Liebe zu den Menschen zur Seite zu stellen und damit meinen großen Ängsten vor echtem Kontakt zu meiner Umwelt ins Auge zu sehen. Vielleicht muss auch die Wirtschaft erst lernen, das Herz zuzulassen, um zu einem „Wirtschaften mit Hirn und Herz“ zu gelangen? Das Herz strebt dabei nach einem wertschätzenden Miteinander, nach sinnvollen Zielen und authentischer Arbeitsweise.

In Kontakt mit anderen zu sein, ist heilsam. Jeder Mensch wünscht sich Aufmerksamkeit und Zugehörigkeit – auch der Top-Manager und auch die Top-Beraterin. Hohe Leistungsbereitschaft und Commitment zur Sache und ein großes Herz sind kein Widerspruch und – so bin ich immer mehr überzeugt – eine gute Basis für unser aller Zukunft!

Einen erfolgreichen und schönen Tag wünscht Ihnen

Mira Meiler