#3 Mit Hirn, Herz und Ei durch den Change

Dies ist das Kochrezept für eine gelungene Veränderung. Zumindest ein paar Zutaten dafür! Verändern müssen wir uns gerade alle – ob wir wollen oder nicht. Ich selbst muss beispielsweise meine Technik-Aversion überwinden und online-Formate für meine Kunden entwickeln (und merke, dass es tolle Möglichkeiten gibt, für meine Kunden da zu sein, ohne ständig in irgendeinem Verkehrsmittel zu sitzen!) Manche Unternehmen müssen stark reduzieren, andere versinken in Aufträgen. Es gibt vermutlich niemanden, der derzeit NICHT mit Veränderung konfrontiert ist. Was hat es also mit Hirn, Herz und Ei auf sich …

Das Hirn brauchen wir, um zu verstehen. Es sammelt wie ein Archäologe Daten und Fakten zur aktuellen Situation, holt Meinungen und Sichtweisen von Kollegen und Freunden ein, macht Recherchen, SWOT-Analysen oder abenteuerliche Excel-Tabellen, um sich einen Überblick zu verschaffen und setzt anschließend smarte Ziele. All das sind sinnvolle Aktivitäten am Beginn einer Veränderung und befriedigt unseren Kopf, der übrigens im Management vieler Organisationen außerordentlich ausgeprägt ist.

Das Herz hingegen hilft uns, Blockaden aufzuspüren und Begeisterung für die neuen Ziele zu entwickeln. Ups, jetzt geht es um Emotionen … das ist doch das, worüber man in Organisationen nicht spricht, oder? In Wahrheit sind Emotionen der Motor, der die Kraft der Menschen auf die Straße des Veränderung bringt. Wenn ein Vorstand sagt, dass die Abläufe effizienter werden müssen, fragt das Herz der Belegschaft: Huch, werde ich jetzt gekündigt? Solange solche Fragen im Raum stehen und das Herz keine Antwort bekommt, bleibt es schwierig, den ambitionierten Plänen des Vorstands-Hirns zu folgen. Daher lohnt es sich, zuerst den vorhandenen Ängsten ins Auge zu sehen und dann, herauszufinden, was jeden einzelnen in der Organisation an der geplanten Veränderung begeistern könnte.

Und das Ei? Tja, um tatsächlich etwas zu verändern, braucht man einfach die sprichwörtlichen Eier in der Hose, egal ob Mann oder Frau. Man muss aufstehen, zupacken und sich für einen neuen Weg entscheiden! Und sich für etwas zu entscheiden, heißt immer auch, etwas anderes wegzulassen. Autsch, das tut weh! Wenn ich den Mann fürs Leben kennenlernen möchte, muss ich möglicherweise den Passt-schon-Mann ziehen lassen (die sitzen nämlich nicht gerne gemeinsam am Frühstückstisch). Wenn ich mich für die neue Home-Office-Strategie entscheide, kann ich wohl nicht erwarten, dass die MitarbeiterInnen immer vor Ort verfügbar sind … usw.

Zum Abschluss noch ein kleiner Einblick in meine eigene „Küche“:

Hirn: Mira, ich hab jetzt gründlich recherchiert und festgestellt, dass viele Mitbewerber bereits online Workshops anbieten – da musst du besser werden!

Herz: Moment! Ich möchte meine Kunden ja gerne auch jetzt unterstützen, doch bin ich dann auch wirksam? So ganz ohne persönlichen Kontakt? Ich weiß nicht …

Ei: Ok, ihr habt ja beide Recht. Jetzt schauen wir mal, welche Tools für Mira und ihre Kunden wirklich taugen, wählen die einfachen aus, lassen das ganze komplizierte Online-Geschäft weg und dann ziehen wir es durch …

Einen herzlichen Gruß zu euch allen und viel Spaß beim „Kochen“!

Mira

 

 

 

#2 Time of Change = Time of Chance

Ich bin fasziniert. Wir erleben derzeit den größten Einschnitt in die persönliche Handlungsfreiheit und dennoch beobachte ich eine neue Qualität des Zusammenlebens. Bei einem dringenden Arztbesuch begann ich auf der Gasse mit einer wildfremden Person zu plaudern, die sichtlich angestrengte Arzt-Assistentin schüttete mir unmittelbar danach ihr Herz aus und abends bekomme ich Anrufe und Nachrichten von Menschen, die ich schon lange nicht gesehen habe. Luxus und Mode ist mir derzeit unwichtig, ich habe nicht einmal Lust auf online-shopping oder besondere Lebensmittel – stattdessen freue ich mich über österreichische Lieder im Radio (danke Ö3!), kaufe Äpfel aus der Steiermark und trinke online Kaffee mit meinen Kollegen.

Das gemeinsame Schicksal verbindet, lässt uns aufeinander zugehen und reduziert aufs Wesentliche. Interessanterweise sind das alles Qualitäten, die man in Change Projekten gut brauchen kann. Oft werden wir dorthin gerufen, wo es Barrieren zwischen Hierarchie-Ebenen oder Abteilungen gibt – und was tun wir dann? Wir „zwingen“ jene Menschen, die aus diesen unterschiedlichen Bereichen sind, zu wiederholten Auszeiten (genannt Workshops) und bilden eine künstliche Schicksalsgemeinschaft auf Zeit. Dann sitzt die schicke Dame aus der Marketing-Abteilung neben dem g’standenen Meister aus der Produktion und dem Controller aus dem Top-Management und sie „müssen“ sich gemeinsam mit einem bestimmten Thema beschäftigen bzw. ihr kollektives Wissen dazu in eine Schale werfen … und plötzlich das Wunder: Nähe entsteht, Emotionen, durchaus auch Widerstand, doch am Ende auch immer ein außergewöhnliches Ergebnis, das vorher niemand für möglich gehalten hätte!

Vielleicht ist diese ganze Situation ja für uns alle auch eine Chance. Dieses Ambiente, in denen die Menschen wertfrei aufeinander zugehen, liegt mir jedenfalls sehr. Denn – um auf meine Frage nach dem persönlichen ICH aus dem letzten Blog zurückzukommen: Ich liebe es und ich übe jeden Tag, andere Menschen so sein zu lassen wie sie sind. Ich mag es beruflich und privat, Leute zusammenzubringen, neue Blickwinkel aufzumachen, die individuelle Größe der Menschen sichtbar werden zu lassen und ihnen zu vermitteln, dass gemeinsam immer mehr geht als allein. Das erfüllt mich und ist aus meiner Sicht auch der Schlüssel für den nachhaltigen Erfolg in Unternehmen und vielleicht auch in der Gesellschaft.

Meine heutige Empfehlung ist daher: Nutzen wir die aktuelle Zeit für eine neue Qualität der Zusammenarbeit und Kommunikation! Echtes Zuhören, neugierig sein auf den Gesprächspartner und freundliche Formulierung der persönlichen Anliegen sind in den online talks ohnehin noch wichtiger als sonst! Und ich weiß: es wird immer Menschen geben, die diese Einstellung nicht teilen können und kein konstruktives Gespräch führen können (ich hatte unlängst so ein Telefonat… oh Gott, alle meine Kommunikationskünste haben versagt!). Doch es ist eine gute Zeit, um diese freundliche Haltung zu üben!

Ich wünsche Ihnen viel Freude und Überraschungen dabei!

Herzliche Grüße und xund bleiben!

Mira

Bild von Gerd Altmann auf Pixabay

#1 Ausgebremst & fokussiert

Ich bin ein Mensch mit großer Energie und Begeisterungsfähigkeit, liebe meine Arbeit, bin kreativ und bewege mich gerne. Und ich kenne viele Menschen in der Wirtschaft, die das teilen – Führungskräfte wollen in der Regel etwas bewegen und wirksam sein. Doch jetzt: Corona! Zuhause bleiben! Zurückschalten!

OK. Ich verstehe die Maßnahmen, fühle mit allen Betroffenen und bin jenen dankbar, die das System aufrechterhalten. Doch abgesehen davon fühle ich mich schrecklich ausgebremst und weiß nicht so recht, wohin mit meinen unternehmerischen Ideen und meiner Energie, die oft eine ganze Schar von Mitarbeitern in einer Organisation in Bewegung bringt. Fürs erste tauge ich als Hilfslehrerin, Aufgaben-Managerin und Köchin für meine Söhne in der Home School sowie als Sauberfrau, Wohndesignerin und Aus-dem-Fenster-Schauerin – doch mittelfristig reicht mir das nicht.

Logische Konsequenz – ich aktiviere endlich den Blog meiner Website. Damit möchte ich mich mit meiner Change Kompetenz und fast fünfzig Jahren Lebenserfahrung in dieser absoluten Ausnahmesituation möglichst vielen Menschen nützlich machen. Und hier ist mein erster Tipp: Zunächst verdauen Sie den Schock und akzeptieren Sie den Widerstand gegen diese Situation so gut es geht. Seien Sie geduldig mit sich selbst und jenen, die Sie nun tagtäglich 24h um dich hast und sorgen Sie für sich mit gutem Essen, etwas Sport und guten Gedanken.

Und dann rate ich mir selbst und Ihnen das gleiche, was ich meinen Auftraggebern zu Beginn eines Veränderungsprojektes empfehle: Machen wir eine Standortbestimmung mit Fragen wie:
Wo stehe ich in meinem Leben oder in meiner Karriere?
Wofür möchte ich diesen erzwungenen Rückzug nutzen?
Mit wem möchte ich mich jetzt vernetzen?
Welche Impulse habe ich, wenn ich ganz bei mir bin?

Auf die Intuition zu vertrauen ist aus meiner Sicht etwas sträflich Vernachlässigtes in unserer Wirtschaft und Gesellschaft. Die meisten Entscheidungen müssen mit Analysen oder mindestens mit Zahlen, Daten und Fakten bewiesen werden und der Hausverstand oder das Bauchgefühl werden links liegen gelassen. Der Kopf der Mitarbeiter ist mit solchen Entscheidungen dann zufrieden, doch das Herz und die echte Motivation der Menschen wird meist durch sehr spontane und emotionale Entscheidungen gewonnen.

So ist es auch bei uns. Wenn wir wieder lernen, uns zuzuhören, werden wir auch in Krisensituationen rascher und sicherer einer Lösung näher kommen. Also, Sie sind ohnehin gezwungen, zu Hause und damit „in Ihrer Nähe“ zu sein. Beginnen Sie, zuzuhören: Worum geht es in Ihrem Teil dieser globalen Veränderung? Wer sind Sie, wenn Sie ganz bei sich sind ohne dem ganzen Alltagswahnsinn?

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg und Ehrlichkeit bei Ihrer Standortbestimmung und freue mich über Kommentare und Nachrichten dazu. In ein paar Tagen melde ich mich wieder mit dem nächsten Blog und vielleicht auch mit der einen oder anderen Antwort auf die Fragen …

Herzlichen Gruß aus einer Wiener Wohnung in die Welt von

Mira